Auch beißen will gelernt sein. Hunde lernen nicht automatisch, wie stark oder besser wie sanft sie in ihr Gegenüber beißen können, ohne diesen zu verletzen.
Das Erlernen der Beißhemmung ist ein wesentlicher Bestandteil des sozialen Lernens.
Hunde brauchen ihr Gebiss nicht nur um leckere Sachen zu zerkauen, sondern auch dazu, mit anderen zu kommunizieren. Aus Hundesicht ist es völlig normal, nach einem anderen Hund zu schnappen, um ihm z.B. zu zeigen: „Lass mich in Ruhe“.
Eine echte Verletzung ist meist nicht erwünscht und daher braucht unser Hund ein Gefühl dafür, wie stark er zubeißen kann, ohne den anderen zu verletzen.
Nicht ohne Grund sind die Milchzähne schön spitz und melden sofort:
STOPP - Das ist zu stark!
Bei der Mutter und auch den Geschwistern lernt der Welpe schon ab der 3. Woche wie weit er mit den Zähnen gehen kann.
Unter Artgenossen läuft das in der Regel so ab:
Sobald die Schmerzgrenze überschritten ist, quiekt der Gebissene und der Beißer lässt von ihm ab. Das kann von Hund zu Hund ganz unterschiedlich sein, je nach individueller Schmerzgrenze.
Dann wird sich geschüttelt, um den Stress abzubauen und das Spiel geht nach kurzer Zeit weiter oder die beiden ziehen getrennter Wege.
In der Regel lernen unsere Hunde also recht schnell, dass es andere Hunde nicht so gerne haben, mit den spitzen Zähnen in Berührung zu kommen.
Für mich ist die das Erlernen der Beißhemmung ein ganz wesentlicher Bestandteil der Welpengruppe.
Weiß der Hund, dass seine Artgenossen ein Spiel stoppen, darf bzw. muss er das von uns noch lernen.
Ich empfehle den Kontakt mit den Zähnen des Welpen so früh wie möglich zu unterbinden, gerade weil wir unterschiedliche Schmerzgrenzen haben. Kinder und ältere Menschen sind in der Regel viel empfindlicher.
Ich persönlich spiele oder zergel gerne mit den Händen mit meinem Hund und möchte daher ganz sicher sein, dass sie von den spitzen Zähnen verschont bleiben.
Übung:
Genau wie unter Artgenossen lerne ich mit meinem Welpen im Spiel.
Das heißt, ich knuddel ihn durch, kitzel den Bauch... steigere also bewusst langsam die Energie beim Hund. Die Zähne kommen dann meist ganz von alleine zum Einsatz.
Jetzt ist gutes Timing gefragt:
In dem Moment, wo die Zähne meine Hand berühren, unterbreche ich sofort das Spiel und drehe mich von meinem Welpen weg.
Nach ein paar Sekunden spiele ich wieder mit dem Hund und wahrscheinlich wird er nach kurzer Zeit wieder zubeißen. Dann wiederhole ich das sofortige Beenden. Ich schaffe mir also ganz bewusst eine Situation, in der er ein paarmal hintereinander lernen darf, dass Beißen unerwünscht ist.
Zwickt er mich etwas stärker, kommt garantiert auch noch ein „Aua“ aus mir heraus und ich beende ebenso das Spiel. Sollte der Welpe schon so wild sein, dass er gleich weiterbeißt, verlasse ich sogar noch den Raum oder verschaffe dem Welpen eine Auszeit.
Anmerkung:
Verhalten sicher und dauerhaft zu verändern braucht Zeit. Der eine Welpe hat sicher schon nach ein paar Tagen verstanden, dass die Beißhemmung auch bei Menschen gilt, der andere braucht vielleicht ein paar Wochen.
Ein sehr wichtiger Faktor in der Hundeerziehung ist die Konsequenz. Darf der Hund mal zubeißen und mal nicht, finde ich das aus Hundesicht unfair, da dieses Verhalten das Lernen total erschwert. Am besten setzt Ihr Euch zusammen und überlegt, was Euer neues Familienmitglied zukünftig darf und was nicht.
(Klein-) Kinder und Hunde sollten generell nicht unbeaufsichtigt in einem Raum sein. Ich sehe sonst die Gefahr, dass der Welpe eher aufdreht, wenn das Kind Angst bekommt und womöglich wegläuft. Ebenso könnt Ihr das ungewollte Verhalten nicht konsequent beenden.
Bedenkt bitte, dass Welpen im Zahnwechsel (ab dem 3. Monat) etwas zum Kauen brauchen.
Viele Freude und Geduld mit dem kleinen Schnuff.
|
|
|